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REGIONALLIGA

EIN SIEG FÜRS SELBSTBEWUSSTSEIN

Optik gewinnt nach 16 Spielen erstmals wieder und schlägt Herthas U23 mit 2:1.

"Heute hat Hertha IV gegen Hertha II gewonnen!" 205 Tage hat es gedauert, bis Ingo Kahlisch wieder einen lockeren Spruch nach einem Sieg drauf hatte. "Hertha IV" bezog sich darauf, dass acht Kicker aus seinem Kader diverse Nachwuchsteams der Hauptstädter durchliefen. Eigentlich sogar neun, aber Stammkeeper Marcel Subke fällt nach einem unverschuldeten Motorradunfall vorerst aus.

Glücklicherweise konnte Marcel schon wieder durchs Stadion humpeln, seinem Vertreter Selvedin Begzadic ein paar Tipps geben und sah ebenso wie die 358 Fans ein Optik-Team, das rackerte bis zum Umfallen. Die Mannschaftsitzung mit Trainer und Vorstand am Mittwoch trug offenbar erste Früchte. Und der taktische Tausch von Mario Delvalle und Benjamin Wilcke bewährte sich ebenfalls. Beide wirkten wesentlich stabiler als in den letzten Wochen.

Schon die ersten Minuten zeigten, wie es ablaufen würde. Tief stehende Rathenower, die die Berliner bis kurz hinter der Mittellinie gewähren ließen und auf Fehler des Gegners lauerten. Und davon gab es einige. Unüblich in dieser Saison - gleich den ersten nutzte der FSV. Der diesmal genau wie seine Mitspieler sehr engagierte Philipp Grüneberg sprintete nach einem Fehlpass los, legte quer auf Egzon Ismaili, der wiederum Sebastian Huke bediente. Und nun kam etwas dazu, von dem die meisten gar nicht mehr glaubten, dass es das bei Optik gibt: eine Prise Glück. Hukes Schuss war gar nicht so sonderlich scharf, erwischte Torhüter Philip Sprint aber auf dem falschen Fuß und fand so den Weg zum 1:0 ins Tor.

Nach einer Viertelstunde, Hertha blieb Optik optisch überlegen, aber völlig harmlos, gab es gar die Riesenchance zum zweiten Treffer. Die Entstehung war gleich, nur das Grüneberg diesmal der Schütze war - knapp vorbei. Symptomatisch dann die Szene, die nach einer halben Stunde doch zum 2:0 führte: Grüneberg hatte den von Egzon Ismaili zugespielten Ball verloren, setzte nochmals nach und holte sich das Leder zurück. Mit letztem Einsatz brachte er das Spielgerät zu Hakan Cankaya, der mit platziertem Schuss ins lange Eck erfolgreich war.

Eine sehr nette Umschreibung fand Ante Covic für das, was während der Pause in der Hertha-Kabine abging: "Ich habe eine Ansprache gehalten." Nun ja, im benachbarten Computerraum war an arbeiten nicht zu denken. Aber die Anlage wurde sorgfältig errichtet, der Putz fiel nicht von den Wänden.

Die "Ansprache", aber auch die Umstellung auf zwei Stürmer zeigte Wirkung. Hatte Optik anfangs noch Platz zum Kontern, wurde der Gastgeber nach einer Stunde immer mehr in die eigene Hälfte gedrängt. Und spätestens nach Kevin Stephans 2:1-Anschlusstreffer (69.), erzielt aus 16 Metern zentral, wurde es eine Zitterpartie. Die Blicke der Fans wanderten jetzt ständig zwischen Spielfeld und der Uhr auf der Anzeigetafel hin und her. Bei einigen Spielern wurden nach und nach die Beine schwer. Klar, dass die Rot-Weißen wann immer es ging, das Tempo aus dem Spiel nahmen.

Das ließ Oldie Zecke Neuendorf zeigen, dass er immer noch Feuer hat: "Solln wa euch paar Bälle schenken, damit euer Torwart nicht so lange braucht?" Schiedsrichter Matthias Lämmchen aus Meuselwitz schaute sich das ganze an, da Selvedin Begzadic es aber nicht übertrieb, ließ er den Gelben Karton stecken. Überhaupt agierte der Referee recht großzügig, was einer insgesamt fairen Partie durchaus guttat. Erstmals in dieser Saison gab es am Vogelgesang ein Spiel ganz ohne Verwarnungen.

In der Schlussphase sorgte der eingewechselte Shelby Printemps mit einigen Sprinteinlagen für Raunen auf den Rängen. Schade, dass seine Hereingabe in der 90. Minute keinen Abnehmer fand. Weit in der Nachspielzeit gelang Hertha der Ausgleich - jedenfalls in der Eckenbilanz. Dass es nach Toren 2:1 blieb, verdankte der FSV Marcel Bahr, der sich nach dieser letzten Ecke in einen Schuss aus dem Gewühl warf und auf der Linie rettete. Auch, aber nicht nur deshalb, bekam er vom Trainer hinterher ein Extralob.

Dann war Schluss und wohin man auch schaute, endlich gab es wieder einmal lächelnde Gesichter und feiernde Fans. Nein, sie haben sich noch nicht aufgegeben, die Rathenower Regionalliga-Fußballer. Die 90 Minuten vom Samstag haben das eindrucksvoll bewiesen. (Detlev Nießner)

Ante Covic: "Die erste Halbzeit haben wir total verschlafen, da kamen wir überhaupt nicht in die Gänge. Wir haben individuelle Fehler gemacht, die Optik gnadenlos bestraft hat. Optisch hatten wir vielleicht mehr Ballbesitz, waren aber nicht zwingend genug und hatten, bis auf eine Ecke, eigentlich keine Möglichkeiten. Nach der Umstellung auf zwei Spitzen waren wir in der zweiten Halbzeit besser. Aber das Glück, das wir letzte Woche hatten, hat uns heute ein bisschen gefehlt. Wer sich die Ergebnisse von heute anschaut, weiß, dass wir noch nciht durch sind."

Ingo Kahlisch: "Uns ist heute natürlich nach den vielen Niederlagen allen eine Riesenlast von den Schultern gefallen. Wir haben Herthas Fehler heute gnadenlos ausgenutzt, haben die Bälle ordentlich abgefangen, schnell nach vorne gespielt und unsere Torchancen genutzt. In der zweiten Halbzeit hätten wir in den ersten zehn Minuten das dritte Tor machen können. So war es nach hinten raus ein Zittersieg, denn bei einigen Spielern haben natürlich die Kräfte nachgelassen und so haben wir uns über die Zeit gerettet. Aber das gehört im Fußball auch dazu. Es ist heute nichts passiert, außer dass wir zufrieden nach Hause gehen und ein bisschen Selbstvertrauen getankt haben."


Rathenow: Begzadic - Bahr, Coric, Wilcke, Delvalle - Leroy, Hellwig (70. Cetin) - Huke, Cankaya, Ismaili (79. Kapan) - Grüneberg (76. Printemps)

Hertha: Sprint - Regäsel (73. Neuendorf), Syhre (46. Saberdest), Breitkreuz, Zingu - Müller, Andrich - Kiesewetter, Rockenbach, Obst (46. Kamarieh) - Stephan

Tore:
1:0 Huke (5.)
2:0 Cankaya (30.)
2:1 Stephan (69.)