OBERLIGA
OPTIK KANNS NOCH!
Nach einer starken Partie gewinnt der FSV nach Toren von Joshua Breto und Benjamin Wilcke mit 2:0 gegen Lichtenberg 47.

Es lief schon die letzte halbe Stunde, bei einigen Rathenowern wurden die Beine schwer. Trotzdem setzten Eli Balde und Jerome Leroy einem verlorenen Ball nach, eroberten das Spielgerät zurück und versuchten einen Angriff. Das wurde nichts, es gab sogar Einwurf für Lichtenberg, aber dennoch kam von der als besonders kritisch geltenden Tribüne am Haupteingang Szenenapplaus. Die Zuschauer spürten, hier steht ein Optikteam auf dem Platz, das diesen Namen verdient, das kämpft und als Einheit auftritt und somit einen letztendlich hochverdienten 2:0-Erfolg einfuhr.
Die Treuesten der Treuen, knapp 200 Fans waren dabei, sahen einen FSV, der von Beginn an seine Chance suchte. Schon nach wenigen Sekunden prüfte Murat Turhan Gästekeeper Danny Kempter per Kopf. Was Optik entgegenkam, war zum einen die Harmlosigkeit der fußballerisch durchaus begabten Hauptstädter. Allein Philipp Grüneberg zerrte ständig an den Ketten, unterlag aber im Privatduell mit Marcel Subke. Zum anderen gelang den Rathenowern die schnelle Führung. Eine Eingabe von Marcel Bahr wuchtete Joshua Breto mit dem Kopf ins Netz.
Dass nicht schon zur Pause alles entschieden war, verdankten die 47-er vor allem ihrem Torwart. Allein Eli Balde scheiterte drei Mal an Kempter. Der machte auch seinen einzigen Fehler selbst wett, als er gegen den zu lange zögernden Omid Saberdest im Zurücklaufen rettete. Gelegenheiten auf der Gegenseite? Vielleicht ein Freistoß von Grüneberg, der knapp am Kasten vorbei zischte. Ansonsten stand Optik kompakt und taktisch klug. "Ordnung Rot!", musste Ingo Kahlisch nur in der 43. Minute einmal rufen.
Dass es so nicht über die komplette Spielzeit gehen würde, war klar. Dieses System, bedingungslos fightend und mit sechs, sieben Leuten zu konternm war enorm laufaufwendig und damit kräftezehrend. Aber: "Wir sind in beide Halbzeiten nicht gut ins Spiel gekommen", bemerkte Uwe Lehmann, der vor vielen Jahren selbst für den FSV auflief, treffend. Er meinte vor allem das 2:0. Hätte "Upp`s, die Pannenshow" eine Rubrik Tor des Monats, Benjamin Wilckes Treffer käme in die engere Auswahl. Nach Ecke von Jerome Leroy schossen sich gleich drei Gästespieler gegenseitig an. Benny, auf dem regennassen Geläuf ausgerutscht, löffelte den Ball im Liegen ins Netz.
Das war schon die Entscheidung, da Lichtenberg trotz viel Ballbesitz, optischer Überlegenheit und der Umstellung auf zwei Stürmer (ganz zum Ende ging auch noch Abwehrrecke Sebastian Reiniger mit nach vorn) zu wenig Torgefahr erzielte. Anders ausgedrückt: Rathenow behielt auch mit nachlassender Kraft Ordnung und Übersicht. Meistens! Einmal klärte Jerome Leroy nach einem Freistoß auf der Linie.
Und dann war da die ärgerliche und unnötige Szene aus der 88. Minute. Bene Brecht, bis dahin mit sehr ordentlicher Leistung, verdribbelte sich. Im Nachsetzen erfolgte sein Einsatz mit gestrecktem Fuß voran. Brecht traf zwar zuerst den Ball, Schiedsrichter Andreas Becker, der seine strenge Regelauslegung über die gesamte Spielzeit bei beiden Mannschaften anwandte, zog trotzdem glatt Rot. Müßig zu diskutieren, ob Gelb nicht gereicht hätte, ein langer Befreiungsschlag hätte das Malheur vermieden. Es war fast der einzige taktische Fehler der Gastgeber. Und der wurde besonders bestraft, denn es war der zweite Platzverweis für den jungen Verteidiger. So gab es einen kleinen Beigeschmack, aber am Ende überwog doch die Freude über einen verdienten Erfolg nach couragierter Mannschaftsleistung. (mothes)
Uwe Lehmann: "Glückwunsch an Rathenow zum verdienten Heimsieg. Wir sind heute in beiden Halbzeiten nicht gut ins Spiel gekommen. Das war von unserer Seite kein gutes Oberligaspiel, weshalb wir hier heute auch absolut verdient verloren haben. Jetzt sind wir da wo wir stehen und werden versuchen uns wieder so in die Spur bringen, dass wir auch wieder andere Resultate erzielen können."
Ingo Kahlisch: "Unsere Situation zuletzt war für uns alle sehr unzufriedenstellend. Trotzdem gab es keine Unruhe. Für die heutige Leistung, trotz so vieler verletzter Spieler, muss ich meiner Truppe sagen, Hut ab, wie sie sich als Mannschaft präsentiert hat. Und wenn man das Spiel dann noch gewinnt, und vor allem in der ersten Halbzeit so stark spielt – wir hätten ja zur Pause bereits zwei, drei zu null oder eins führen können – dann ist das so, wie ich das auch will. Dass die zweite Halbzeit nicht mehr ganz so toll war, liegt auch daran, dass so ein Konterspiel mit ungemein viel Laufarbeit verbunden ist und wir außerdem auch viele junge neue Spieler in unseren Reihen haben. Ich muss aber auch sagen, trotz unseres Sieges, habe ich heute eine wirklich gute Lichtenberger Mannschaft gesehen. Ich habe nach dem Spiel zu meinen Jungs gesagt, dass wir mit denjenigen, die sich immer so reinhängen, wie die Jungs in der ersten Halbzeit, unseren Weg weiter gehen werden. Aber wer meint, in der Bundesliga spielen zu können, soll sich einen Bundesligaverein suchen. Ich bin heute vor allem wegen der Einstellung zufrieden und nicht nur, weil wir das Spiel gewonnen haben. Wir haben uns heute als geschlossene Mannschaft präsentiert und darüber habe ich mich gefreut."
Bilder vom Spiel
Rathenow: Subke - Bahr (G), Brecht (88. Rot), Wilcke, Skrehot - Leroy, Novak (84. Wuthe) - Said Balde (90.+1 Stachnik), Saberdest (71. Weber), Breto - Turhan
Lichtenberg: Kempter - Borchardt (71. Hoth), Runge, Reiniger, Mayoungou (56. Schmidt) - Haubitz (G) - Gawe, Erdil, Polster (65. Yildirim), Grüneberg - Brechler (G)
Tore:
1:0 Breto (10.)
2:0 Wilcke (49.)