OBERLIGA
WIEDER REMIS IM SPITZENSPIEL
Gegen Tabellenführer FSV Luckenwalde spielt Optik nach Toren von Turhan und Saberdest 2:2-Unentschieden.

Am Ende waren es nur wenige Zentimeter, die fehlten: Wie in der Vorwoche in Schönberg hätte der eingewechselte Shelby Printemps um ein Haar dem Spitzenspiel noch eine Wendung gegeben, doch sein Schussversuch in der Nachspielzeit streifte nur das Außennetz. So trennten sich der FSV Optik Rathenow und Überraschungs-Herbstmeister FSV Luckenwalde im großen Hinrundenfinale am Vogelgesang mit 2:2.
Wobei die Freude bei den Gästen, die den Punktgewinn wie einen Sieg feierten, ungleich größer war: "Das war eine große moralische Leistung von uns", freute sich Ingo Nachtigall. Schließlich war Luckenwaldes Trainer mit etlichen Verletzungssorgen im Gepäck angereist und musste obendrein auch noch kurzfristig auf seinen Torjäger Daniel Becker - den erfolgreichsten Schützen in der Oberliga - verzichten.
Die Rathenower dagegen, die bis auf Benjamin Wilcke (der arbeitsbedingt fehlte) alle Mann an Deck hatten, ließen nach der gefühlten Niederlage die Köpfe hängen. Nicht so Ingo Kahlisch, der für die Leistung seiner jungen, neu zusammengewürfelten Truppe in der gesamten Hinrunde lobende Worte fand und gleich noch einen vielversprechenden Ausblick gab: "Wir werden zur Rückrunde eine andere Vorbereitung haben als im Sommer und haben dann eine reele Chance, um die beiden Aufstiegsplätze mitzuspielen."
Im Hier und Jetzt des letzten Hinrundenspiels spiegelte sich Optiks personelle Überlegenheit bereits nach acht Minuten im Ergebnis wider: Nach einem Eckball von Jerome Leroy stieg Murat Turhan am höchsten und köpfte mit seinem elften Saisontor zur 1:0-Führung ein. Optik zeigte sich in der Folge feldüberlegen, aber nicht mit der zuletzt gewohnten Durchschlagskraft und Kombinationsstärke - und so waren Torchancen eher rar gesät.
Die größte Aufregung gab es noch als "der Lange" nach einer Regulski-Flanke erneut zum Kopfball abhob und von Sascha Guthke, ohne Aussicht, an den Ball zu gelangen, unterlaufen wurde; doch die Pfeife von Schiri Robert Wessel blieb stumm. Auch bei einem Foul an Marcel Bahr, der an der Außenlinie rüde umgesenst wurde, ließ der regionalligaerfahrene Unparteiische sehr viel Nachsicht walten - über Rot hätten sich die Gäste hier nicht beschweren dürfen. Für Rathenows Rechtsverteidiger war die Partie beendet, er musste noch in der Kabine notärztlich versorgt und anschließend ins Krankenhaus eingeliefert werden.
In die Kategorie "ärgerlich und vermeidbar" fiel der Gegentreffer zum 1:1 in der 36. Minute: Optiks Defensive bekam den Ball nicht aus der Gefahrenzone und Tim Stober bedankte sich mit einem Flachschuss zum Ausgleich für den Tabellenführer, der bis dahin nur in Ansätzen gefährlich geworden war.
Auch nach dem Seitenwechsel lebte das Spiel mehr von bissigen Zweikampfduellen, denn von spielerischer Klasse. Die großzügige Regelauslegung von Robert Wessel kam dabei jedoch eher den teilweise arg robust auftretenden Gästen entgegen. Fußballerische Glanzlichter gab es dennoch. Zum Beispiel das 2:1 in der 72. Minute: Einen Freistoß von Regulski legte Breto im Strafraum per Kopf ab und Saberdest schmetterte das Leder mit Anlauf in die Maschen.
Sehenswert leider auch das 2:2 nur sechs Minuten später: Nachdem Alexander Ost an Marcel Subke gescheitert war und Optiks Defensive den Abpraller nicht geklärt bekam, zog Tim Stober aus 18 Metern staubtrocken ab und traf zum bitteren, aber nicht ganz unverdienten Ausgleich für die im Konter stets gefährlichen Luckenwalder. "Das passiert, weil wir die Bälle zu oft nicht konsequent rausschlagen, sondern wie Mädchen mit der Innenseite löffeln", ärgerte sich Ingo Kahlisch über den durchaus vermeidbaren Gegentreffer.
Herschenken wollten seine Jungs den Sieg aber keineswegs und zogen in den letzten zehn Minuten nochmal ein Powerplay auf. Fünf Minuten vor dem Ende hatten die Rathenower Fans unter den 400 Zuschauern den Torschrei schon auf den Lippen, doch Printemps "Knielöffler" nach schöner Vorarbeit von Turhan rettete Gäste-Kapitän Marcel Hadel auf der Linie. Und in der Nachspielzeit erkämpfte sich der US-Amerikaner einen verloren geglaubten Ball zurück, zog aus 16 Metern ab - und streifte das Außennetz...
Bilder vom Spiel
Ingo Nachtigall: "Es wird Zeit, dass die Winterpause kommt. Wir hatten heute unglaublich viele Leistungsträger zu ersetzen. So war dann auch das Spiel sehr kampfbetont, mit wenig Fußball und vielen hohen Bällen. Wenn man das ganze Spiel sieht, war das eine große moralische Leistung von uns, dass wir zweimal nach Rückständen zurückgekommen sind. Aus meiner Sicht geht das 2:2 in Ordnung. Heute mussten es die Spieler richten, die sonst nicht so im Fokus stehen und das haben sie zumindest kämpferisch sehr gut gemacht."
Ingo Kahlisch: "Heute war das soweit in Ordnung. Man sieht, dass die Jungs wollen und dass sie Fußball spielen können. Hinten machen wir allerdings noch viele leichtsinnige Fehler. Aber ich sehe nicht nur dieses Spiel, sondern nach dem Abstieg das komplette halbe Jahr - und damit bin ich absolut zufrieden. Wir haben uns gefangen, es hätte wohl niemand damit gerechnet, dass wir oben mit dabei sind. Wir werden zur Rückrunde eine andere Vorbereitung haben als im Sommer und haben dann eine reele Chance, um die beiden Aufstiegsplätze mitzuspielen."
Optik: Subke - Bahr (44. Oumari), Delvalle, Cetin, Skrehot - Leroy (G), Regulski - Balde, Breto (G), Saberdest (81. Printemps) - Turhan
Luckenwalde: Robert Petereit - André Leimbach, Marcel Hadel, Erik Beckmann (60. Felix Honolka), Manuel Wuller (16. Maximilian Gerlach / G), Tobias Francisco (G), Sascha Guthke, Tim Stober, Clemens Koplin (82. Rico Abranitsch), Aaron Bogdan, Alexander Ost
Tore:
1:0 Turhan (8.)
1:1 Stober (36.)
2:1 Saberdest (73.)
2:2 Stober (79.)