LANDESPOKAL
OPTIK GEWINNT IRRES POKALSPIEL
Trotz zweifacher Unterzahl zur Halbzeit gewinnt Optik nach einer überragenden Teamleistung mit 4:2 in Seelow.

Selbst Ingo Kahlisch, immerhin seit 26 Jahren Trainer in Rathenow, konnte sich nicht an ein derart verrücktes Spiel erinnern und zeigte sich nach dem Schlusspfiff tief beeindruckt von der Leistung seiner Mannschaft, die wohl zur Halbzeit sogar die treuesten Anhänger schon abgeschrieben hatten: "Hut ab und ein großes Dankeschön an alle Spieler, die heute auf dem Platz gestanden haben, das war top!"
In Seelow starte er mit einer leicht veränderten Aufstellung. Marcel Subke rückte für Bjarne Rogall ins Tor und im zentralen Mittelfeld durfte Victor Lindau ran, der seinen Trainer im Spiel gegen Zwickau "positiv überrascht hatte". Außerdem kam auf der Außenbahn erstmals Kevin Adewumi zum Einsatz, der sich mit starken Auftritten in der Zweiten Mannschaft empfohlen hatte und diesem irren Pokalspiel eine entscheidende Wendung geben sollte.
Zunächst einmal lief alles nach "Plan", Optik ging durch Shelby Printemps, der eine Vorlage von Markus Stachnik im zweiten Versuch ins Tor spitzelte, mit 0:1 in Führung und schien soweit alles im Griff zu haben. Die gelegentlichen Konter der Gastgeber wurden frühzeitig abgefangen, nach vorn passierte aber trotz viel Ballbesitzes auch nicht sonderlich viel – das Spiel plätscherte vor sich hin.
Das sollte sich in den letzten fünf Minuten vor der Pause ändern, in denen so viel passierte wie manches Mal in 90 Minuten nicht. Hier die Chronologie der Ereignisse. 40. Minute: Seelow kommt per Elfmeter zum 1:1-Ausgleich. 42. Minute: Rote Karte für Marcus Stachnik, der im Laufduell mit dem durchstartenden Apostolow den Ball an die Hand bekommt, was Schiedsrichter Henry Müller als Notbremse wertet. 45. Minute: Gelb-Rote Karte für Jerome Leroy, der sich bei Müller über ein Foulspiel beschwert. Nachspielzeit: Adewumi sorgt für die erneute Führung als er nach Pass von Viktor Lindau plötzlich völlig frei vor Victorias Torhüter Lopusiewicz steht, zum 1:2 einschiebt und für fassungslose Gesichter auf Seelower Seite sorgt.
Damit war auch die Marschrichtung für die zweite Halbzeit klar - die Führung musste mit zwei Mann weniger irgendwie über die Zeit gerettet werden. Doch dieser Plan war schon nach sieben Minuten dahin, als Nabiel Nasser eine Eingabe von links zum 2:2-Ausgleich verwertete. Damit schien die Vorentscheidung gefallen. Selbst wenn Optik das Unentschieden über die Zeit retten könnte, wären doch wohl spätestens in der Verlängerung die Kräfte verbraucht. Und mit zwei Spielern weniger noch ein Tor erzielen – beinahe unmöglich! Oder?
Die Antwort gab der FSV auf beeindruckende Weise. Mutig und mit riesigem Laufaufwand wurden die Gastgeber schon im Mittelfeld attackiert und dann kombinationssicher und schnell gekontert. Den Lohn gab es schon in der 58. Minute, als Viktor Lindau den Ball eroberte, seinen Gegenspieler aussteigen ließ und dann in den Strafraum flankte, wo Printemps am langen Pfosten zum 2:3 einköpfte.
Die Seelower, die wie gelähmt schienen, schnupperten mit einem Pfostenschuss zwar noch einmal am Torerfolg, doch alles in allem war das Spiel nun fest in Rathenower Hand. Nach Vorlage von Printemps war es dem unermüdlich ackernden Ismaili vorbehalten, für den 2:4-Siegtreffer zu sorgen. Neun Minuten vor dem Abpfiff sah schließlich auch noch Seelows Apostolow Rot wegen Nachtretens, aber das hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch statistische Bedeutung.
Mit wieviel Fleiß, Teamgeist und spielerischer Raffinesse sein Team die schwierige Aufgabe in Seelow am Ende gelöst hatte, das machte Ingo Kahlisch sichtlich stolz: “Wie wir mit zwei Mann weniger die Tore herausgespielt haben, das war ganz stark. So kann eine Mannschaft zusammenwachsen.”
Das Achtelfinale wird am 10. Oktober ausgetragen. Wann die Auslosung stattfindet, wurde noch nicht bekannt gegeben. Am kommenden Sonntag empfängt der FSV in der Regionalliga den FC Carl Zeiss Jena.
Tore:
0:1 Printemps (16.)
1:1 Jankowski (40./FE)
1:2 Adewumi (45.)
2:2 Nasser (52.)
2:3 Printemps (58.)
2:4 Isamili (67.)
Optik: Subke – Stachnik (42. Rot), Turan, Cakmakci, Wilcke – Leroy (45. Gelb-Rot), Duljevic – Adewumi, Lindau (73. Ucar), Printemps – Ismaili (80. Deniz)