REGIONALLIGA
PUNKTGEWINN IN SCHÖNBERG
In einem chancenreichen Spiel trennen sich Optik und der FC Schönberg 0:0.

So richtig zufrieden war nach dem Regionalligaspiel Schönberg - Rathenow bei den Gastgebern wohl keiner. Trainer Axel Rietentiet sowieso nicht, sollte doch ein Sieg her. Aber auch im Umfeld nicht. Egal, ob Reinigungskraft - die Kabinen waren schlammbeschmutzt - oder Kassierer - der Dauerregen in Nordwestmecklenburg sorgte für eine Minuskulisse von nur 292 Zuschauern - toller Viertligafußball sieht anders aus, oder?
Doch auf dem Rasen ging es turbulent zu. Was den Schreiberlingen volle Notizbücher und den treuesten Fans, auch gut 30 Optik-Anhänger waren dabei, Unterhaltung pur bescherte, sorgte bei den Trainern alsbald für Heiserkeit. "Optik in erstaunlich offensiver 4-2-4 Aufstellung" schrieb der Liveticker einer lokalen Station nach einer Viertelstunde. Das mochte so aussehen, war aber definitiv nicht so gewollt.
Eine Vorne-Rotation, Murat Turhan und Kwasi Boachie erhielten diesmal den Vorzug vor Egzon Ismaili und Tunay Deniz, ja. Hurra-Fußball sollte bei dem kräfteraubenden tiefen Boden und dem nassen Ball aber eigentlich nicht praktiziert werden. Ein 2:2 oder 3:3 zur Pause war dennoch möglich, was auf der Pressekonferenz zu "manchmal zu verspielt, grummel, grummel" auf der einen und "gewisse Kleinigkeiten, hüstel" auf der anderen führte.
Zweimal Nico Matern, ein vollkommen allein gelassener Masami Okada, der für den beim Aufwärmen verletzten Rico Gladrow in die Startelf gerutscht war (zum Glück genau auf Rogall), Tom Schulz, der im allerletzten Moment von Jerome Leroy abgedrängt wurde - Schönberg hatte seine Chancen.
Optik allerdings vor der Pause noch mehr. Benny Wilcke und Kwasi Boachie scheiterten an Jörg Hahnel, Jerome Leroy und Eli Said Balde an sich selbst, indem sie freigespielt nicht den Abschluss suchten. Dazu kamen mehrere Versuche von Shelby Printemps oder Kwasi Boachie, die das Gehäuse verfehlten. Schmerzvoll, aber optisch attraktiv ging die erste Hälfte für Emre Cakmakci zu Ende, der nach einer Schürfwunde am Kopf mit Turban weiterspielte.
Kurz nach der Pause gab es die kniffligste Szene für Schiri Philipp Kutscher. Der auffälligste Schönberger, Nico Matern, hetzte einem weiten Ball hinterher. Bjarne Rogall kam weit aus seinem Kasten und war um Sekundenbruchteile eher am Leder als der Stürmer. Oder nicht? Klar forderten alle Heimzuschauer vehement Elfmeter, die Optiker schüttelten genauso energisch die Köpfe. Nach kurzem Blickkontakt mit seinem Assistenten entschied der Unparteiische aber auf Weiterspielen.
So konsequent blieb er bis in die hektischer werdende Schlussphase. Bis dahin großzügig verteilte der Referee dann fünf, allesamt berechtigte Gelbe Karten. Je länger die Partie lief, um so mehr drängte der Gastgeber. Die Fans des FSV hatten nur noch beim Volleyschuss von Boachie (vorbei) und beim Konter von Said Balde (noch abgedrängt) den Torschrei auf den Lippen.
Aber Schönberg fehlte mit abnehmender Kraft die Präzision. Bis auf zwei gefährliche Aktionen: Okadas Schuss aus Nahdistanz entschärfte Bjarne Rogall mit einer reflexartigen Fußabwehr. Den Freistoß von Marcus Steinwarth aus spitzem Winkel hatte Optiks Torhüter aber irgendwie anders erwartet. Der Ball senkte sich hinter ihm zum Glück nur an die Latte. "Seid nicht so aufgeregt, das bleibt 0:0", meinte ein älterer Herr, der sich nach gut 80 Minuten auf den Heimweg machte. Der Mann hatte offensichtlich einen guten Draht zu den Fußballgöttern, denn danach passierte inclusive 120 Sekunden Zugabe nicht mehr allzuviel. (Detlev Nießner)
Ingo Kahlisch: "Wir wollten einen Punkt, den haben wir. In den letzten Partien haben wir teilweise besser gespielt, aber verloren. Hier wollten wir mehr machen, waren aber manchmal zu verspielt, haben einfach zu wenig abgeschlossen. In der Schlussphase gab es nochmal ganz schön Druck, den haben wir zum Glück überstanden."
Axel Rietentiet: "Wir wollten drei Punkte, die haben wir nicht bekommen. Wir haben uns bei zwei, drei richtig guten Chancen nicht belohnt. Aber Rathenow ist keine Laufkundschaft. Es war so ein Spiel, wo gewisse Kleinigkeiten entscheiden. Ich habe in der Halbzeit noch gesagt, 'Männer, wir kriegen eine Hundertprozentige, die müssen wir dann auch machen.' Viel Kampf- und Laufbereitschaft wurde nicht belohnt. Wir haben alles gegeben, sind weiter gut im Rennen - aber man hat wieder mal gesehen, dass Rathenow uns nicht liegt. Wir probieren es im Rückspiel erneut.
Optik: Rogall - Bahr, Turan, Cakmakci (G), Wilcke - Duljevic (G/73. Lindau/G), Leroy - Said Balde (83. Adewumi), Boachie, Printemps (68. Ismaili) - Turhan