FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

REGIONALLIGA

VERDIENTER PUNKTGEWINN BEIM BFC

Der FSV Optik spielt beim BFC Dynamo nach einer guten Leistung 0:0.

Freitag, 20.51 Uhr: Abpfiff, ein verhaltener Jubel und tiefes Durchatmen. 21.02 Uhr an der Straßenbahnhaltestelle des Jahnsportparks in Berlin: Die kleine Gruppe Rathenower Anhänger schaut sich an, druckst herum. Keiner will so richtig den Anfang machen, bis die Frage dann endlich doch kommt, wenn auch ganz verschämt. War heute als Tabellenletzter sogar mehr drin, als das 0:0? In einer Partie, in der Optik über 80 Minuten die besseren Chancen hatte, war der Punkt beim DDR-Rekordmeister absolut verdient.

Das Meckern über den Schiedsrichter gibt es diesmal ganz am Anfang. Warum? Weil sich die "strittigste" Szene lange vor dem Anpfiff ereignete. Der schwarze Pulli von Adam Hobbs wurde beanstandet, da der BFC in dezentem Weinrot spielt. Das nun schwarz und rot nicht unterscheidbar sind, eröffnete zwar der Künstlerszene im nahe gelegenen Prenzlauer Berg ganz neue Erkenntnisse, brachte letztendlich aber keine Nachteile für den FSV. So aufgeregt Oliver Lossius vorher war, im Spiel agierte er ruhig, unauffällig und abgeklärt.

Und Rathenows Torhüter lief im geborgten orangefarbenen Trikot zur Höchstleistung auf. Vor allem in der dramatischen Schlussphase wurde der Optik-"Oranje" zum Schreckgespenst des durch den Strafraum "Fliegenden Holländers".

Anfangs durften die 1173 Zuschauer guter Dinge sein. Dynamo wollte stürmen, Rathenow erst mal gut stehen. Letzteres gelang sehr ordentlich, auch wenn der Gastgeber schon nach sieben Minuten das Tor traf. Da war aber längst wegen Stürmerfoul abgepfiffen. Anschließend wurde es jedoch bis zur 33. Minute, als Christopher Skade einen Kopfball neben den Kasten setzte, nicht mehr brenzlig für die neongelbe Viererkette. Das sah auf der anderen Seite anders aus. Zweimal sorgte Fabian Istefo für Raunen auf den Rängen. Erst vorbei, dann aus vollem Lauf an die Lattenunterkante (21.). Dragan Erkic scheiterte bei seinem Versuch an Bernhard Hendl. Kurz vor der Pause, von der Tribüne gab es bereits Pfiffe, kam der BFC doch noch zu zwei Gelegenheiten. Jeweils nach Ecken kamen Philipp Haastrup und Adli Lachheb mit ihren Kopfbällen nicht an Adam Hobbs vorbei.

Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel hätte Egzon Ismaili zum Helden werden können. Aber zu spät realisierte er, dass Hendl nach einem schlampigen Rückpass im Tor stehen blieb. So kam Rathenows Flügelflitzer nur noch mit der Schuhspitze an den Ball und setzte den Heber auf statt ins Netz. Und 120 Sekunden später köpfte Egzon eine hervorragende Eingabe von Marcel Bahr gegen die Laufrichtung des Keepers, aber auch am Pfosten vorbei.

Die Folgezeit brachte einen Hauptstadtclub mit viel Ballbesitz, doch so richtig Gefahr kam nur selten auf. Es wirkte lange etwas behäbig, was der Tabellenvierte fabrizierte. Hier ein Querpass, da noch mal nach hinten - das Risiko in der Defensive unsortiert zu sein, bestand für die Gäste ja kaum. Natürlich musste Hobbs mehrfach zupacken, aber das waren alles Bälle, die ein Regionalligatorhüter schon halten sollte.

Derweil rauften sich die Optikfans bei den Gegenstößen die Haare. Entweder fehlte die Cleverness, als Emre Turan nur nach innen geben musste, oder das Phrasenschwein galoppierte über den Platz. Wenn du unten stehst... So geschehen in der 87 Minute. Semir Duljevic trat einen Freistoß aus gut 30 Metern. Nicht etwa effektvoll hereingegeben, nein mit Schmackes direkt. Ergebnis? Na klar, an die Latte.

Ganz am Ende, da waren einige FSV-Akteure inzwischen auch mit den Kräften, versuchten die Berliner nochmals alles. Sämtliche verfügbaren Mittel wurden aufgeboten, um den Sieg doch noch zu erzwingen. Das ungewöhnlichste: Um die Anfeuerung für die Truppe zu steigern, wurde Stimmung über die Stadionlautsprecher eingespielt. Es schien zu nützen, ein, wirklich nur ein einziges Mal gelang er, der geniale Pass genau in die Schnittstelle der Abwehr. Kevin Weidlich stiefelte allein aufs Tor zu, doch Hobbs startete im richtigen Moment und nahm ihm den Ball vom Fuß. In der fast fünfminütigen Nachspielzeit bekam zunächst Jerome Leroy die einzige (und berechtigte) Gelbe Karte der Partie. Ärgerlich: Es war seine fünfte, er fehlt nächsten Samstag gegen Viktoria. Und dann gab es noch mehrere Ecken für die Weinroten. Super, wie Adam Hobbs einen Kopfball aus Nahdistanz mit den Fingerspitzen an die Latte lenkte und beim nächsten Kopfball meterweit durch den Strafraum flog, um die Lederkugel schließlich fest zwischen den Handschuhen zu halten. Beim Abpfiff hörte man im weiten Rund für einen Augenblick den Jubel der wenigen Optik-Anhänger, ehe ein gellendes Pfeifkonzert jede Kommunikation unmöglich machte.

Ingo Kahlisch meinte: "Sehr erfreulich, wie ordentlich wir hier Fußball gespielt haben. Die Leistung hat ja bis auf Halberstadt meist gestimmt, aber das Ergebnis nicht. Fast wären wir auch heute wieder bestraft worden, aber Hut ab vor der Mannschaft. Nun wollen wir natürlich weiter Punkte sammeln."

Thomas Stratos verhehlte seine Enttäuschung nicht, gab aber zu: "Natürlich haben wir 30 Minuten lang gar nicht ins Spiel gefunden, der eine oder andere war dann auch unsicher. Aber der Gegner hat super gespielt, sich den Punkt absolut verdient. Man sollte nie vergessen, das auch andere Mannschaften Fußball spielen können."

Hobbs - Bahr, Turan, Wilcke, Odabas - Leroy (V), Lindau - Ismaili, Boachie (81. Turhan), Erkic (75. Duljevic) - Istefo (86. Sagat)