FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

REGIONALLIGA

NIEDERLAGE GEGEN CLEVERE VIKTORIA

Optik ist wieder nicht zielstrebig genug und verliert daheim gegen den FC Viktoria Berlin mit 1:3.

Foto: Kay Harzmann

Im 14. Anlauf hat es geklappt. Nein, leider nicht mit dem ersten Dreier im eigenen Stadion. Die Viktoria feierte ihren ersten Auswärtssieg. Und wie reagierte Ersan Parlatan? Statt neudeutsch von Konzepten, antizipierten Situationen und falschen Neunern zu berichten, sprach der bescheidene und sympathische Zeitgenosse vom "Quentchen Glück in den entscheidenden Situationen."

Dabei begann es doch denkbar unglücklich für seine Jungs. Maximilian Watzka verletzte sich beim Aufwärmen und musste durch Ex-Profi Charles Takyi ersetzt werden. Auf dem Platz hatten die Himmelblauen durch ihren ruhigen Spielaufbau sicher mehr Ballbesitz, entscheidend war aber etwas anderes. "Noch'n Kuchentrick und noch'n Kuchentrick." - Ingo Kahlisch war richtig sauer. Spielerisch war es in etwa ausgeglichen, für das Rathenower Zweikampfverhalten gab es jedoch nur eine mögliche Note: mangelhaft!

Bis auf den Knallbonbon von Victor Lindau gleich zu Beginn, den Lucas Menz klasse parierte, brauchte Himmelblau defensiv keine Angst zu haben. Optiks Angriffe wurden ganz einfach mit einem Körperkontakt beendet. Viktoria stellte schon sehr zeitig auf Dreierkette um - mehr wäre verschenkt. Der wieder sehr zuverlässige Adam Hobbs hielt einmal gut gegen Tim Lensinger, ansonsten spielte sich vieles im Mittelfeld ab.

Und so wäre es wohl torlos in die Pause gegangen, hätte der FSV nicht zunächst am eigenen Strafraum versucht, einen Querpass mit der Brust zu spielen, was Mattia Trianni mit seiner ersten Ballberührung nach seiner Einwechslung (Glodi Zingu war böse gestürzt) zum 0:1 nutzte. Gleich darauf durften drei Gäste nach Freistoß weit in der gegnerischen Hälfte nach Herzenslust kontern. Oliver Hofmann schloss erfolgreich zum 0:2 ab.

Mit Wiederanpfiff kämpfte sich die Sonne durch die Wolken und die Optik-Kicker in den gegnerischen Strafraum. Viktorias Coach schimpfte hinterher zu Recht auf die mangelnde Konzentration. Er sah genau, warum sein Team trotz der Erfolgswelle noch längst nicht zum gehobenen Bereich der Liga zählt. Das war überhaupt nicht gut, wie man erst Baris Odabas auf dem linken Flügel und dann Kwasi Boachie in der Mitte gewähren ließ. "Crazy" konnte aus Nahdistanz ungehindert zum 1:2 einschießen.

Der Anschlusstreffer machte die Partie nicht nur spannender, sondern auch besser. Der FSV hatte nun viel mehr Spielanteile. Da beide das Mittelfeld nun wesentlich schneller überbrückten, kam es zum offenen Schlagabtausch, aber nicht zum Ausgleich. Ein Grund dafür lässt sich diesmal ziemlich genau in Zahlen ausdrücken. Torschüsse gab es in den zweiten 45 Minuten 8:3. Schüsse, die wirklich auf das Tor kamen: 1:3. Adam Hobbs reagierte zweimal stark, selbst die Entscheidung durch Ümit Ergirdi war ein Nachschuss nach guter Parade des Keepers. Auf der Gegenseite verfehlten alle Versuche das Ziel.

Die Viktoria von 2016 ist spielerisch nicht besser als andere, genaugenommen nicht einmal als das Schlusslicht. Aber sie haben eine Effektivitätsquote, um die sie viele Spitzenclubs beneiden dürften. Und wenn der Trainer statt von Glück von Cleverness gesprochen hätte, wäre ihm auch keine Anmaßung vorgeworfen worden. So suchte nach diesem 1:3 niemand nach irgendwelchen Ausreden. Das wäre auch schwer geworden, denn die drei besten auf dem Platz waren Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer aus Magdeburg und seine Assistenten. Jederzeit Herr der Lage, prima aufeinander abgestimmt und mit tadelloser Leistung - die drei dürfen sogar vom Aufstieg träumen.

RATHENOW: Hobbs - Bahr (46. Hildebrandt), Odabas (G), Turan (G), Wilcke - Duljevic (79. Turhan), Lindau - Erkic (G), Boachie, Ismaili (67. Adewumi) - Istefo

VIKTORIA: Menz - Lensinger, Eglseder (87. Mannsfeld), Hollwitz, da Silva (G) - Takyi, Hentschel (G) - Özcin (60. Stettin), Hofmann, Zingu (41. Trianni) - Ergirdi (G)

TORE:
0:1 Trianni (44.)
0:2 Hofmann (45.+1)
1:2 Boachie (49.)
1:3 Ergirdi (87.)

Ersan Parlatan: "In der ersten Halbzeit haben sich beide Teams weitgehend neutralisiert, dann hatten wir in den entscheidenden Situationen das Quäntchen Glück. Zur Pause habe ich extra noch darauf hingewiesen, die Konzentration hochzuhalten - und dann kriegen wir sofort das Gegentor. Rathenow war dadurch zurück im Spiel und meiner Meinung nach deutlich besser. So sind wir über den Sieg glücklich und zufrieden."

Ingo Kahlisch: "Bei uns herrscht natürlich allgemeine Unzufriedenheit. Mit der letzten Minute der ersten Halbzeit war das Spiel ja durch die beiden katastrophalen individuellen Fehler praktisch entschieden. Solche Geschenke, das darfst du dir in dieser Liga nicht erlauben. In der zweiten Hälfte haben die Jungs alles versucht, da will ich ihnen gar keinen Vorwurf machen. Aber das ist einfach zu verspielt. Jede Woche reden wir darüber und immer wieder passieren die gleichen Fehler. Vom Männerfußball, wie ich ihn mir vorstelle, war das heute weit entfernt."