FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

OBERLIGA

LAST-MINUTE-SIEG IN ROSTOCK

Ein Wechselbad der Gefühle durchlebte Optik bei Hansa II, bevor Erkic in der Nachspielzeit zum Rathenower Sieg traf.

Foto: Danilo Thienelt

Sponsor und Vorstandsmitglied Norbert Ohst ist bei fast jedem Spiel des FSV Optik dabei. Am Samstag in Rostock fehlte er aus gutem Grund. Als Aktiver bei den Deutschen Meisterschaften im Segeln war Norbert Ohst selbst sportlich in Aktion. Dennoch fand er Zeit, schon kurz nach Spielschluss beim Trainer anzurufen. "Er hat sich riesig über unseren Sieg gefreut", berichtete Ingo Kahlisch, der versuchte, seinem Vorstandskollegen in wenigen Worten ein hochdramatisches Match zu erklären. In einer nicht unbedingt gutklassigen, aber spannenden Partie gewann Rathenow in Rostock mit 3:2.

Zwei Umstellungen gab es zur Vorwoche. Für Marcel Bahr und Arda Dülek rückten Benjamin Wilcke und Semir Duljevic in die Startformation. Bei den Rostockern standen mit Keeper Samuel Aubele und Hasan Ülker zwei Leihgaben aus der ersten Mannschaft auf dem ziemlich holprigen Rasen. Der FSV zeigte eine gute erste Halbzeit. Ruhig und kontrolliert im Spielaufbau wartete man auf Fehler des Gegners. Zwar hatte Hansa eine Möglichkeit gleich zu Beginn, als Manuel Suda aus dem Lauf vorbeischoss, ansonsten ließ Optik aber nichts zu. Das erste Mal gefährlich nach vorne ging es nach knapp 20 Minuten. Martin Weber konnte noch abgedrängt werden, bei der anschließenden Ecke durfte Murat Turhan am Fünfmeterraum unbedrängt einköpfen.

Unter den jubelnden Gästefans befand sich auch einer, der vom Trainer und den schon länger bei Rathenow Aktiven besonders herzlich begrüßt wurde. Ex-Torwart Martin Sengespeick, der jetzt in Rostock lebt, freute sich genauso über das Wiedersehen. Für ein kleines Schwätzchen war Zeit, denn auf dem Platz verteidigte der FSV die Führung recht souverän. Lediglich bei einem abgefälschten Schuss kam einmal Gefahr auf. Sehr schön herausgespielt war der zweite Rathenower Treffer. Jerome Leroy steckte genau im richtigen Moment durch für Murat Turhan. Der hatte bei seinem bereits achten Saisontor auch noch das Glück des Tüchtigen. Sein Schuss klatschte an den linken Innenpfosten und kullerte dann nach rechts und über die Linie.

Aus der Kabine kamen die Gastgeber mit viel Elan. Die Gäste, bei denen Jerome Leroy wieder auf seine angestammte Sechserposition ging, Semir Duljevic ins Zentrum wechselte und Dragan Erkic dessen linke Außenbahn einnahm, gerieten zunehmend unter Druck. Zumindest teilweise war das so. Einen gehörigen Anteil an der Verschiebung des Spielgeschehens hatten die Havelländer nämlich selbst. Bei einer 2:0-Auswärtsführung so offen zu agieren, so rauszurücken, verdeutlicht, was Ingo Kahlisch meint, wenn er immer wieder betont: "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns." Eine Zeitlang gelang es, die Drittligareserve, der in der zweiten Halbzeit auch Profitrainer Christian Brand zusah, vom Strafraum fernzuhalten. Mögliche Konter wurden anfangs bis auf eine Ausnahme (Aubele hielt gut gegen Erkic) durch leichtfertige Abspielfehler vergeben.

Dann zog sich Schiedsrichter Max Burda den Zorn der Gästeelf und -fans zu. Nicht für den Elfmeterpfiff nach einer Stunde. Auch wenn es keine Absicht war, Kwasi Boachie traf beim Versuch, einen von Bjarne Rogall abgewehrten Volleyschuss aus dem Strafraum zu schlagen mehr das Bein des Gegners, als den Ball. Manuel Suda verwandelte zum 1:2. Als aber nur ganz kurze Zeit später Dragan Erkic regelrecht zu Boden gerungen wurde, auch das im Strafraum, blieb die Pfeife stumm. Überhaupt war die Zweikampfbeurteilung des Referees nach dem Wechsel etwas merkwürdig. Das war jedoch nicht der Grund für den Ausgleich sieben Minuten vor dem Ende. Gerade hatte Rogall gegen den auffälligen Suda aus Nahdistanz glänzend pariert, da hatte die FSV-Abwehr einen kollektiven Aussetzer. Der erst kurz zuvor eingewechselte Aram Khachatryan kam völlig frei ans Leder, verlud Bjarne Rogall und schob ein.

Doch nun lag der taktische Fehler bei den Ostseestädtern. Klar darf man weiter nach vorne spielen. Aber nach dem 2:2 die Defensive weiterhin so sehr zu vernachlässigen und dermaßen weit rauszurücken, musste ja bestraft werden. Das es in der letzten Minute und mit einem "Tor des Monats"-würdigen Treffer gelang, machte es für die Rathenower Anhänger unter den wenigen Zuschauern um so schöner. Semir Duljevic hatte Dragan Erkic auf der linken Seite angespielt. Der legte sich den Ball noch einmal vor und zirkelte ihn dann millimetergenau ins rechte obere Eck. So gab es am Ende doch noch den zweiten Sieg in Folge.

Auf ein Resümee von Gerald Dobritz muss an dieser Stelle leider verzichtet werden, bei Hansa II gibt es nach dem Spiel kein Pressegespräch. Ingo Kahlisch überlegte diesmal lange, äußerte sich dann aber kurz: "Die erste Halbzeit war in Ordnung. Mit der zweiten Hälfte war ich nicht zufrieden, aber klar - mit den drei Punkten können wir gut leben."

Optik: Rogall - Wilcke, Turan, Langner, Boachie - Ucar, Lindau (46. Erkic/G) - Weber (81. Dülek), Leroy (G), Duljevic - Turhan

Tore:
0:1 Murat Turhan (20.)
0:2 Murat Turhan (38.)
1:2 Manuel Suda (60.)
2:2 Aram Khachatryan (83.)
2:3 Dragan Erkic (90.)