FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

REGIONALLIGA

DAS SAISONFAZIT VON INGO KAHLISCH

Die Saison der Regionalliga Nordost ist zu Ende. Zeit für ein Fazit mit unserem Trainer und Geschäftsführer.

Ingo, genau drei Tage sind jetzt seit dem nervenaufreibenden Finale beim Berliner AK vergangen. Hast du schon alles verarbeitet?

Bei jedem Tag, der mehr vergeht, wird einem der Abstieg immer bewusster und das kotzt mich an.

Das Spiel stand stellvertretend für die ganze Saison. Was waren für dich die größten Baustellen in der Mannschaft und was haben wir im Spiel/ der Saison gut hinbekommen?

Ich denke, wenn die Jungs gehört haben und taktisch hinten aus der Ordnung heraus gespielt haben, haben wir sehr ordentliche Spiele gemacht. Aber man muss leider sagen, dass ich es als Trainer nicht geschafft habe, einen Großteil der Mannschaft zu überzeugen wie man taktisch diszipliniert spielt. Das hat man gerade beim letzten Spiel gesehen. Wenn man vogelwild spielt und den offenen Schlagabtausch sucht, ist das sehr schwierig. Und ich bleibe dabei, dass sich viele Fußballer heutzutage selbst überschätzen.

Wie lautet dein generelles Fazit von der Saison und von vier Jahren Regionalliga?

Wir sind in den vier Jahren Regionalliga mit Glück drin geblieben. Ein Jahr hatten wir Glück, dass Neugersdorf raus war, dann hatten wir zwei Jahre Pandemie und haben durch Abbruch den Klassenerhalt erreicht. Mein Fazit ist natürlich, dass viele Vereine nur an sich denken. Ich erinnere mich, als vor zwei Jahren als Babelsberg und Meuselwitz unten waren, durfte es kein Absteiger geben und in dieser Saison reduziert man mit gleich 4-5 Absteigern. Das ist für mich eine absolute Katastrophe.

Abstiege bringen meistens große Umbrüche mit sich. Leider wird das auch bei Optik der Fall sein, oder?

Es werden gegenwärtig die Gespräche geführt, bis jetzt haben uns vier Spieler für die neue Saison zugesagt. Neben Kapitän Jerome Leroy bleiben auch Marc Langner und Benny Wilcke. Glodi Zingu wird zunächst jobbedingt für ein weiteres halbes Jahr bei uns bleiben und dann wird man sehen. Alle anderen haben sich Angebote ihrer Berater offen gehalten. Wir waren quasi eine U23-Mannschaft und ich wurde von vielen Kollegen gelobt, dass wir viele Spieler bei uns haben, die keiner wollte. Und ich denke, dafür haben wir das in der breiten Masse sehr, sehr gut gemacht. Ein Abstieg ist und bleibt aber dennoch scheiße.

Kannst du schon abschätzen, was für Folgen der Abstieg für die Zusammenarbeit mit Sponsoren und der Stadt Rathenow haben wird? Was sind deine Hoffnungen und Erwartungen?

Die Sponsoren waren bei uns immer konstant. Ich denke, dass 90-95 Prozent uns treu bleiben werden. Unser Budget ist eh relativ gering. Mit der Stadt werden in naher Zukunft Gespräche geführt, aber da möchte ich nicht vorgreifen.

Die Stimmung im letzten Auswärtsspiel war mit mehr als 100 Optik-Fans grandios. Wie hast du die Stimmung während des Spiels erlebt?

So muss ein Fußballspiel eigentlich sein, wenn es um etwas geht. Und sonst bin ich ehrlich, ich habe mich auf das Spiel konzentriert. Ich war sehr angespannt und in solchen Spielen geht mir sehr viel durch den Kopf, weil ich ja nicht nur für die Mannschaft verantwortlich bin, sondern auch sehr viel im Verein regeln muss. Auch in diesem Punkt ist der Abstieg für uns nicht so einfach, weil wir in vielen Punkten in der nächsten Saison schauen müssen, wie wir da durchkommen. Aber wir haben es bis jetzt immer gemeinsam geschafft.

Wäre das für dich die generelle Vorstellung von Unterstützung zu jedem Spiel, besonders am Vogelgesang?

Nein, ich denke das wird es zu jedem Spiel in Rathenow nicht geben, das muss ich ehrlich sagen. Wichtig ist die Unterstützung der Stadt und des Landkreises. Wir haben ein geiles Stadion und wir brauchen wieder eine Perspektive. Wo wollen wir hin? Wo wollen wir spielen? Wollen wir weiterhin leistungsorientierten Amateurfußball machen mit einer ordentlichen Nachwuchsarbeit in Verbindung mit dem TSV Chemie Premnitz so wie es jetzt ist. Und da müssen jetzt die Weichen gestellt werden.

Ein kurzer Ausblick auf die kommende Saison in der Oberliga. Du bist in der gesamten Region bestens vernetzt, kennst jede Spielstätte. Wie schätzt du die Liga ein?

Wir müssen uns erstmal sammeln und müssen schauen, was bekommen wir für Spieler zusammen und dann wird natürlich in der Oberliga auch Fußball gespielt. Fertig. Wir müssen nicht denken, dass wir da durchrutschen als Optik. Dafür haben wir gar nicht die Möglichkeiten.

Du bist immer ein Realist. Auch wenn’s schwer ist mit einer neuen Mannschaft, welche Rolle traust du Optik zu und was sind deine persönlichen Ziele?

Die Frage kann ich wirklich erst beantworten, wenn ich sehe, was wir für Spieler zusammenhaben. Wir werden nicht die ersten sein, um die sich die Spieler reißen. Wir werden uns wieder hinten anstellen müssen. Aber das ist nichts Schlimmes, das wissen wir auch. Und meine Ziele? Ich habe mit zwei, drei Freunden aus der Fußball-Fachwelt gesprochen und im September sind Verbandswahlen, bei dem ein neuer Präsident gewählt werden soll. Und ich bin am Überlegen, ob ich mich für den Vorstand aufstellen lasse, damit wir endlich mal ein bisschen Ordnung und Ehrlichkeit reinkommt. Ganz so wie es der DFB-Präsident gefordert hat. Wenn ich heute wieder höre, der Süden spielt auf jeden Fall mit 20 Vereinen und der NOFV schießt seine Amateurvereine ab, dann muss vielleicht ein Vorstand her, der wieder deutsch spricht und von der Basis kommt.