SPIELBERICHT
STARKE LEISTUNG NICHT BELOHNT
Wie Ergebnisse doch täuschen können. Ingo Kahlisch lobte sein Team für ein "engagiertes und couragiertes Spiel", Süd-Trainer Mario Block sprach gar von einer "mindestens über 75 Minuten besseren Optikelf." Doch am Ende eines ungemein intensiven und umkämpften Havellandderbys gewannen die Brandenburger mit 3:0.
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Wie Ergebnisse doch täuschen können. Ingo Kahlisch lobte sein Team für ein "engagiertes und couragiertes Spiel", Süd-Trainer Mario Block sprach gar von einer "mindestens über 75 Minuten besseren Optikelf." Doch am Ende eines ungemein intensiven und umkämpften Havellandderbys gewannen die Brandenburger mit 3:0.
Nur in der Anfangsphase sah es wirklich aus wie Spitzenreiter gegen Außenseiter. Süd war gegen eine extrem junge Rathenower Startformation viel am Ball, echte Chancen blieben aber aus. Das war auf der Gegenseite zunächst nicht anders. Mit viel gutem Willen konnte man einen Schuß von Sascha Tröger als Gelegenheit werten, das Leder flog aber doch ein Stück am Tor vorbei. Das erste Mal gefährlich wurde es nach einer knappen Viertelstunde, als Torwart-Oldie Conny Wieland mit viel Mühe einen Kopfball von Daniel Pfefferkorn entschärfte.
Dies wirkte wie ein Signal. Der FSV übernahm nun klar die Initiative. Kämpferischer Einsatz und Spielintelligenz brachten immer wieder Gelegenheiten. Aber der Abschluß! Symptomatisch die Szene aus der 28. Minute, als Daniel Pfefferkorn Wieland anschoß, während zentral drei mitgelaufene Optiker freistanden. Torszenen der Gastgeber sind hier nicht unterschlagen - es gab keine. "Ich mußte nicht ein einziges Mal eingreifen", wunderte sich Martin Sengespeick später. Oder wie es Mario Block ausdrückte: "Wir hätten zur Halbzeit definitiv hinten liegen müssen."
Dann kam die 43. Minute: Im Mittelfeld wurde Benjamin Wilcke geklammert, Schiedsrichter Jacob Pawlowski ließ weiterlaufen, da Optik dennoch in Ballbesitz war. Im Bemühen sich loszureißen, traf Wilcke seinen Gegenspieler mit dem Ellbogen in den Magen. Pawlowski zog sofort Rot. Hart, aber wohl regelgerecht. "Ich selbst habe es nicht gesehen, aber Benny hat geschworen, es war keine Absicht. Er wollte sich wirklich nur losreißen", so Ingo Kahlisch in der Pressekonferenz. So wird die Sperre für den Abwehrspieler, der bis dahin ohne jedes Foul auskam, wohl moderat ausfallen.
Nach dem Wechsel drängte Brandenburg gegen den dezimierten Gast auf die Führung. Nun bekam Martin Sengespeick Gelegenheit, sich zu bewähren. Doch sowohl der Schuß aus spitzem Winkel von Till Wedemann gleich nach Wiederanpfiff, als auch der aus vollem Lauf abgezogene Ball von Felix Polster nach einer Stunde bereiteten ihm keine Probleme. Da war Optik zwischendurch in Unterzahl gefährlicher. Der nach Meinung auch vieler einheimischer Zuschauer beste Mann auf dem Platz, Mario Manuel Delvalle Silva, rutschte um Millimeter an einer Freistoßflanke von Dogukan Topuz vorbei.
Die wohl größte Überraschung war, das sich an den Spielanteilen auch nach dem 1:0 nichts änderte. Timo Steinert hatte das Leder in der 61. Minute im zweiten Versuch ins Netz befördert, als ein Freistoß zunächst abgewehrt wurde. Unverdrossen kämpften und spielten die zehn Optiker weiter. Natürlich ergaben sich Konterräume. Eine Viertelstunde vor dem Ende scheiterte Stefan Voß an Martin Sengespeick, den Nachschuß setzte Kevin Neuhaus an den Pfosten. Danach nur noch Rathenow.
Die Einwechsler blisen noch einmal zum Angriff. Erst kam Ekin Gündogdu mit seinem Kopfball nicht an Wieland vorbei, kurz darauf hätte Sven Becker zum Held werden können, aber er verfehlte - ebenfalls per Kopf - ganz knapp. Und als Dogukan Topuz endlich traf, war die Abseitsfahne des gut postierten Assistenten oben.
Die Entscheidung fiel in der 86. Minute. Wieder ein Freistoß für den FSV. Conny Wieland hielt gegen Ekin Gündogdu und im Konter machte Kevin Neuhaus das 2:0. In der Nachspielzeit gelang den 05-ern sogar noch das 3:0, als Martin Sengespeick zwar den Schuß von Kevin Kahlert parierte, nach Meinung des Assistenten aber erst hinter der Linie. Ein feines Gespür für das Geschehen auf dem Rasen bewiesen die angereisten Optikfans. Ihr Team bis zum Abpfiff lautstark unterstützend, feierten sie die Spieler auch nach dem 0:3. Da alle noch zum Abklatschen erschienen, konnte man auch gleich ersten Trost und Aufmunterung spenden.
Die gab auch der Trainer: "Ich habe die ganze Mannschaft eben noch einmal zusammengenommen und mich für die Leistung bedankt. So engagiert und couragiert wie wir auftraten, hätten wir natürlich in Führung gehen müssen. Selbst mit zehn Mann hat das sehr junge Team ordentlich weitergespielt. Ich weiß aber auch, Fußball ist kein Wunschkonzert, sondern ergebnisorientiert. Wir hätten die Tore machen müssen, Süd hat sie gemacht. Unter Druck, wie einige jetzt gleich wieder behaupten, sehe ich uns dennoch nicht. Wenn wir so weiterarbeiten, werden wir am FSV Optik noch viel Freude haben. Ein Dank auch von mir an die Fans." (D.N.)
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Aufstellung: Sengespeick - Aslan, Delvalle Silva, Gouhari (G), Müller (61. Becker) - Leroy (G), Wilcke (43. Rot) - Tröger (71. Gündogdu), Hellwig (G/66. Puhlmann/G), Pfefferkorn - Topuz (G)